Wie hat sich das GEHEN (in der Stadt) geschichtlich entwickelt? Was ist Urban Hiking und wie können wir uns einer Stadt zu Fuß nähern? Wie kann eine Stadtwanderung genauso spannend und sportlich werden wie das Wandern in der Natur? Wie können wir Stadtspaziergänge zum Lernen und Weiterbilden nutzen? Und wie werden Jung und Alt zu City-Abenteurern? All diese Fragen versuche ich im Folgenden zu beantworten.
Flaneur - Jemand, der wissentlich planlos durch die Stadt spaziert, um sie zu erleben.
Ich mag Städte, aber nicht auf Dauer. Ein verlängertes Wochenende für Shopping & Sightseeing, für Kunst und Kultur ist super, doch länger wird schwierig. Heute zumindest. Immerhin habe ich acht Jahre in der Stadt (Rostock) gelebt und die kurzen Wege zur Uni, zum Job, zu Kino und Cafés genossen. Dank dieser Jahre habe ich gelernt, in super enge Lücken einzuparken 😉, denn die waren in der KTV rar gesät. Ich weiß gar nicht mehr wie es kam oder anfing, dass wir über ein Häuschen im Speckgürtel nachgedacht haben. Jedenfalls wohnen wir seit fast 16 Jahren in dem Ort, in dem ich groß geworden bin, ein Vorort von Rostock, der dank guter Anbindung ähnlich schnell wie andere Stadteile zu erreichen ist.
Es gibt Menschen, die können sich ein Leben in der Stadt so gar nicht vorstellen und es gibt welche, die nie rausziehen würden. Ich finde unsere Variante optimal: weit genug weg vom Trubel und Lärm und doch nicht zu weit weg, um schnell wieder im Stadtfeeling zu sein.
Nachdem ich bereits zwei Beiträge zum GEHEN am Wasser und zum GEHEN im Wald geschrieben habe, GEHT es hier heute ums GEHEN in der Stadt.
Auf den ersten Blick mag das langweilig und uninteressant erscheinen, doch eine Stadtwanderung muss sich partout nicht hinter einer Wanderung in der Natur, in den Bergen oder am Meer verstecken. Es gibt GEHniale neue Angebote und Ideen, wie wir uns einer Stadt per pedes nähern können. Spannend ist auch, wie sich das urbane GEHEN geschichtlich verändert hat und wie es uns für bestimmte Themen und Ziele nützlich bzw. hilfreich sein kann.

Exkurs: Die Geschichte des (städtischen) GEHENS
Vor 3,6 Millionen Jahren waren die Urmenschen lange Märsche gewohnt. Vor 10.000 Jahren wurden die Stämme sesshaft, erste Städte entstanden und veränderten das GEHEN. In Babylon gab es z.B. Prachtstraßen zum Paradieren und im antiken Athen ging man, um zu denken. Daher der Begriff „Gedankengänger“. Mit den Römern begann das organisierte GEHEN: sie vernetzten mit einem Straßenpatent ganz Europa und verschoben gehend Soldaten und ganze Bevölkerungsgruppen.
Mit Christi Geburt und seinen Jüngern entstand das missionierende GEHEN, Mönche waren GartenGEHER in ihren Klöstergärten, die sowohl Selbstversorgungsstation als auch Besinnungsparcour waren. Im Mittelalter wurde das römischen MilitärGEHEN mit dem GlaubensGEHEN der Kreuzzüge verbunden. Dann, zwischen Mittelalter und der Epoche der Aufklärung verlor das freizeitliche GEHEN an Bedeutung. Erst mit der Aufklärung im 18. Jahrhundert bekam GEHEN einen neuen Schwung. Es wurde zur Metapher der Denkenden wie zum Beispiel Jean-Jacques Rousseau. SpazierenGEHEN war plötzlich richtig angesagt und einige Zeit später, in der Romantik, wurden Spaziergänge zur Bewegung der Poesie. Ich denke da sofort an Goethes Osterspaziergang.
In der vorindustriellen Epoche im 19. Jahrhundert sah man wieder vermehrt die leidenschaftlichen Fußgänger, vornämlich akademische Männer, die das Flanieren und SpazierenGEHEN als Abgrenzung zu Industrie und Krieg entdeckten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand das Wanderwesen – als Ausgleich zum arbeitssamen, anstrengenden und stressigen Alltag. Bis in die 1920er Jahre war Wandern das Freizeiterlebnis Nummer 1 unter denen, die es sich zeitlich und finanziell leisten konnten. Um 1900 zog die Sommerfrische Kreative und Bürgerliche in die heimatliche Natur während das Flanieren zur Spazierkunst in die Städten wurde.
Dann geriet das GEHEN durch zwei Weltkriege und den Holocaust zu einer menschenverachtenden Disziplin, die immer in den Tod oder gewaltsam aus besetzten Gebieten herausführte. In der Nachkriegszeit war GEHEN lange Zeit „uncool“, einfach nicht angebracht, wichtig oder von Bedeutung. Diese stieg kurz in den 1950er und 60er Jahren, sozusagen als Neorenaissance, bevor es dunkel um den Spaziergang wurde, denn er stand im Schatten einer neuen Bewegung: Joggen sowie Sport als Leistungsfreizeit. Die Fitnessbewegung setzte ein und mit Reinold Messners präsentierten Extremerfahrungen war „sportliches GEHEN“ plötzlich wieder „in“.
Die Zu-Fuß-GEHEN-Mobilität hat in den vergangenen Jahren extrem nachgelassen: 1982 waren noch 43% zu Fuß unterwegs, in 2013 nur noch 30%. Wobei diese Zahlen während der Corona Pandemie wieder gestiegen sind, denn plötzlich hatten viele mehr Zeit, größere Ausflüge oder gar Reisen waren nicht möglich – da wurde sich auf die eigenen zwei Beine und die nahe Umgebung besonnen. By the way, Ende des 19. Jahrhunderts liefen die Menschen bis zu 15 km täglich; heute sind es (abgesehen von den Lockdown-Zeiten) circa 1,1 km (wenn es hochkommt). Eine Sache hat sich jedoch erhöht: und zwar das urbane GEH-Tempo – in den letzten 10 Jahren weltweit um 10%.

Promenadelogie & Walkability
“GEHEN in der Stadt” ist facettenreich und reicht von der Bewältigung von Alltagswegen bis hin zum Stadtwandern. “GEHEN in der Stadt” umfasst Begrifflichkeiten wie Urban Hiking, Walkability oder Promenadologie
Promenadologie ist die Spaziergangs-Wissenschaft. Sie nutzt das GEHEN als Methode, um Dinge und Verhältnisse in Erfahrungen zu bringen, Umweltbedingungen bewusst zu machen und Wahrnehmungen zu erweitern, aber auch für die Kommunikation, wenn es zum Beispiel um Stadtplanung geht. Es gibt zwar einen Fachverband für Fußverkehr – den FUSS e.V., doch leider ist er vielen unbekannt und seine Lobby sehr schwach. Da ist der Einfluss der Autofahrer-Lobby (ADAC) und mittlerweile tatsächlich auch der Fahrradfahrer (ADFC) um ein Vielfaches stärker. Die Promenadologie ist vornehmlich eine kulturwissenschaftliche und ästhetische Methode, die von Planern und Künstlern aufgegriffen und teilweise umgestaltet wurde.
Die Walkability einer Stadt beschreibt, wie fußgängerfreundlich und GEHfreundlich eine Stadt ist, wie gut wichtige Punkte erreichbar sind, wie die Verbindung von Fußwegen ist, und auch, wie sicher es ist, in einer Stadt zu Fuß unterwegs zu sein. Das Konzept von Walkability findet zunehmend Aufmerksamkeit und Anwendung in der Stadtplanung. Der Trend geht weg von der Planung autofreundlicher hin zu fußgängerfreundlichen Städten. Dabei geht es darum, Ziele zu Fuß sicher und auf attraktiven Wegen zu erreichen. Menschen sollen dazu angeregt werden, zu Fuß zu GEHEN. Dabei spielt nicht zuletzt der gesundheitsförderliche Aspekt eine Rolle: Bewegungsmangel zählt zu den größten gesundheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit.

Urban Hiking oder was ist Stadtwandern?
Wer schon einmal eine Städtereise gemacht und die ganze Stadt zu Fuß erkundet hat, um abends völlig erledigt ins Bett zu fallen (es strengt an, überwiegend auf Asphalt zu laufen), der weiß, Wandern muss nicht immer in den Bergen und in der Natur stattfinden. Denn auch in einer Stadt kann man reichlich Kilometer zurücklegen und genau darauf basiert Urban Hiking – das Stadtwandern.
Zum Stadtwandern müssen wir nicht unbedingt Urlaub oder „frei“ machen. In dem wir in unserer eigenen Stadt wandern GEHEN, können wir es super in unseren Arbeits- und/oder Sport-Alltag integrieren. Dazu mehr weiter unten.
Stadtwandern ist eine Form des Wanderns, die in einer städtischen Umgebung und nicht in der freien Natur stattfindet. Beim Urban Hiking erkundigen wir Sehenswürdigkeiten, Geheimtipps und Parks zu Fuß, können wir in lokalen Restaurants essen GEHEN sowie Kunst und Kultur ge(h)nießen. Dies kann anhand eines bestimmten Themas erfolgen, zum Beispiel Literatur-, Geschichts- oder Genuss-Wanderungen, muss aber nicht. Auch die Längen der Strecken beim Urban Hiking sind variabel und je nachdem, wie die Wanderung organisiert ist, kann sie eine Stunde dauern oder den größten Teil des Tages einnehmen.
Eine Stadtwanderung kann sich als ungeahnte Wanderüberraschung entpuppen. Je nach Stadt kann eine solche Wanderung durch dicht besiedeltes Gebiet auch sehr schön werden, zumal kulturelle Einflüsse eine Wanderung erheblich prägen. Theoretisch können wir durch fast jede Stadt wandern. Alle Stadtwanderungen haben eins gemeinsam: es gibt wirklich viel zu sehen…
Im Gegensatz zur klassischen Städtereise, die meistens auf dem schnellsten Weg von Highlight zu Highlight führt, ignorieren Stadtwandernde oft Metro, Bus und Taxi. Sie möchten sich mehr bewegen und mehr erleben. Sie schätzen Um- und Abwege durch Parks und stillere Viertel, um neben Kultur auch Natur, verstecktere Seiten ihres Reiseziels und vor allem Einheimische kennenzulernen.

5 Vorteile von Urban Hiking
Leichteres Ge(h)päck: Gegenüber dem schweren Tagesgepäck und noch schwereren Mehrtagesgepäck bei Wanderungen in den Bergen haben Urban Hiker den Vorteil, nicht viel bei sich tragen zu müssen. Wer Durst oder Hunger bekommt, kann alternativ auch schnell irgendwie in der Stadt einkehren.
Weniger Vorbereitung: Beim Urban Hiking muss wenig bis gar keine lange Routenplanung stattfinden. Außerdem sind Stadtwanderungen besser erreichbar und jederzeit verfügbar. Wir müssen nicht erst in den Zug oder das Auto, um stundenlang in die Berge zu fahren (wenn wir sie nicht gerade vor der Haustür haben), sondern können einfach Schuhe anziehen und loslaufen.
Fitness im Alltag: Urban Hiking kann sehr gut in die tägliche Sport-Routine eingebaut werden. Wer 8 Stunden im Büro gesessen hat, der steigt anschließend sicher nicht mehr auf den nächsten Berg, aber zwei Stunden Wanderung am Abend, wenn die Sonne untergeht, sind durchaus drin. Und wer das mehrmals in der Woche macht, hat sich schon ein solides Sport-Programm aufgebaut.
Mikro-Abenteuer vor der Haustür: Hinzu kommt die Möglichkeit, die eigene Stadt ganz neu zu entdecken und verborge Schönheiten zu finden, von denen man vorher nicht wusste. Dafür eignen sich sehr gut Geo-Caching, Schnitzeljagden oder auch Outdoor Escape Spiele (siehe auch weiter unten), bei denen Wanderer wirklich auf „Schatzsuche“ GEHEN.
Endlich wirklich im SCHRITT-Tempo: GEHEN ist ein Gegenmittel zu der wilden Geschwindigkeit, mit der wir unser Leben leben, uns ständig beeilen und alles schnell erledigen. Selbst in einer städtischen Umgebung ermöglicht es uns, in einem ähnlichen Tempo wie unsere natürliche Umgebung zu existieren.

Touristen & Einheimische erobern Städte zu Fuß
Touristen wie auch Einheimische wünschen sich immer mehr aktive Bewegung und flexible Gestaltungsmöglichkeiten, wenn es um das Erkunden von Städten per pedes GEHT. Dabei spielen die Besinnung auf lokale und regionale Werte, ein Ressourcen wertschätzendes touristisches Verhalten sowie demografische Veränderungen in der Gesellschaft eine wichtige Rolle und lassen unter Wanderern den Wunsch nach stadtnahen, logistisch wenig aufwändigen Wanderrouten mit Erholungswert in der Natur und in Verbindung mit kulturhistorischen, städtischen Erlebnissen entstehen.
Der städtische Raum bietet diverse Möglichkeiten für Stadtwanderungen, sei es auf Basis von Stadtgeschichte, der Entstehung städtebaulicher Bereiche, der Aufenthaltsorte bekannter Persönlichkeiten oder der Landschaft. Stadtwanderungen garantieren einen hohen Erlebniswert: Fluss- und Bachläufe, Wallanlagen, Stadtwälder und Parks, Friedhöfe bieten Möglichkeiten für Wanderungen im städtischen Grün. Aussichtspunkte, Denkmäler, historische Einzelbauten, historische Industriebauten, Bachläufe, Teiche, Quellen, Gesteinsformationen stellen Höhepunkte am städtischen und stadtnahen Wanderweg dar.
Eine Wanderung in der Stadt ist eine wunderbare Möglichkeit, um ganz besondere Ecken und Winkel zu entdecken und dadurch einen eigenen Blick auf die Stadt oder den Ort zu gewinnen. Für alle, die gern neue Orte erkunden, bieten die “Qualitätswege Wanderbares Deutschland – Stadtwanderung” spannende Ziele für Halbtages- und Tagestouren. Mit Wegelänge zwischen 4 und 25 Kilometern ist für jeden Geschmack etwas dabei. Den Zertifizierungskriterien des Deutschen Wanderverbands folgend sind alle Wege lückenlos markiert und mit Wegweisern versehen. Und sie bieten einen Vorteil für Wanderfans, die ohne PKW anreisen möchten: Alle “Qualitätswege Wanderbares Deutschland – Stadtwanderung” verfügen über eine gute Anbindung an den örtlichen ÖPNV.

8 Tipps, wie auch Stadtwandern Spaß machen & spannend sein kann
Das richtige Outfit
Den ganzen Tag auf Pflaster- und Gehwegen zu GEHEN, kann anstrengender sein als auf Wald- und Wiesen-Wegen unterwegs zu sein, also achte auf gute Schuhe und Socken. Manch einer hat ein zweites Paar dabei und wechselt es am Nachmittag. Gute Regenkleidung solltest du ebenfalls dabeihaben.
Nützliches im Rucksack
Auch wenn du dich in der Stadt leichter verpflegen kannst als in den Bergen, nimm etwas Proviant mit, nur für den Fall. Ein Stadtplan (aus Papier) ist nicht verkehrt (auch wenn du dich auf GPS und Handy verlassen möchtest), falls dein Akku schlapp macht oder der Empfang schlecht ist.
Sicherheit geht vor
Versuche immer, Fußgängerüberwege zu nutzen und GEHE da, wo kein Gehweg ist, immer entgegen der Verkehrsrichtung. Noch besser ist, du bleibst auf Radwegen, in Parks oder auf Wegen, wo PKW nicht fahren dürfen. Zusätzlich (besonderns beim Stadtwandern in der Dämmerung und bei schlechtem Wetter) kannst du reflektierende Kleidung oder eine Neon-Weste oder Kopflampe tragen.
Nimm die Treppen Stadtwanderer neigen dazu, so viele Treppen wie möglich zu nutzen, um den Aufstieg in den Bergen so nah wie möglich zu kommen. Dabei geht es nicht darum, so viele Treppe wie möglich zu GEHEN, sondern solche zu nutzen, die öffentlichen Wege verbinden. Das sind ausschließlich Wege für Fußgänger, sozusagen versteckte Pfade in den Bergen. So siehst du Stadtteile, die du andernfalls nicht sehen würdest.
Schau nicht zurück
GEH nicht den gleichen Weg zurück oder die gleiche Straße zweimal. Du solltest immer neue Wege GEHEN, wie du es bei einer längeren Wanderung in der Natur tun würdest. Das kann zwar bedeuten, dass du Schleifen und “Um”-Wege GEHST, aber das ist ok, da es einer langen Naturwanderung ähnelt und du so stets Neues zu sehen bekommst.
GEH deinen eigenen Weg
Auch wenn Treppensteigen und keinen Weg zweimal GEHEN „Urban Hiking Gesetze“ sind, solltest du deine Route so planen, wie es dir gefällt. Du kannst dir thematischen Routen überlegen, z.B. Orte mit geschichtlicher Bedeutung “ablaufen” oder “Wasser-Wegen” folgen. Hauptsache du GEHST da, wo du sonst nicht GEHEN würdest, durch Viertel, die du sonst nicht besuchen würdest und dass du mit der gleichen Abenteuerlust durch die Stadt wanderst, wie du es in den Bergen oder anderweitig außerhalb der Stadt tun würdest.
Finde eine Unterkunft
Falls deine Stadtwanderung länger al sein Tag dauert, solltest du vorher wissen, wo du übernachten wirst. Entweder du schaust, ob Freunde und Familie in der Stadt leben, die du besuchen und um einen Schlafplatz fragen könntest oder du buchst dir ein B&B, bei Airbnb, ein Hostel- oder Hotelzimmer. Bedenke, dass deine Unterkunft am Ende deiner Tour liegt, nicht dass sie kilometerweit entfernt liegt und du Sorge hast, dorthin zu kommen.
Bleib taff
Einerseits kann Stadtwandern einfacher sein (du musst nicht viel Gepäck mitnehmen, dich zu verpflegen ist einfacher), andererseits hat es auch seine Herausforderungen. Zum Beispiel Toiletten zu finden, sich nach mehreren Stunden weiter zu motivieren oder am Ende des Tages nicht doch in Bus oder Taxi zu steigen. In gewisser Weise erfordert das Wandern in der Stadt mehr mentale Ausdauern und Disziplin als Wandern in der “Wildnis”.

Stadtspaziergänge & Bewegung zum Lernen nutzen
Dass das GEHEN einer Denkbewegung gleichkommt und der Geist einer Landschaft ähnelt, in der die Ideen sich wie ein Wegenetz ausbreiten; dass sich umgekehrt in den Straßen der Großstadt wie in einem Buch lesen lässt, ist eine vielgenutzte Metapher.
Das Konzept, sich beim Bewegen weiterzubilden, ist ein antikes. Bereits im 4. Jahrhundert vor Christus hat Aristoteles, ein berühmter griechischer Philosoph, seine Vorlesungen gehalten, während er über das Gelände seiner Schule in Athen gelaufen ist. Seine Anhänger, die dort mit ihm gingen, wurden »Peripatetiker« genannt – das ist Griechisch für »Umherschlendernde« oder »Umhergehende«.
Ob Aristoteles schon wusste, welche positiven Auswirkungen Bewegung auf das Lernen hat? Inzwischen ist es wissenschaftlich mehrfach bewiesen, dass GEHEN (zusätzlich zu all den anderen positiven Auswirkungen auf unseren Körper, Organe und Systeme) die Stimmung steigert, das Gedächtnis verbessert und das Gehirn vor Krankheiten wie Alzheimer schützt.
Ich durfte vor einiger Zeit eine bewegte Unterrichtsstunde in einer vierten Klasse gestalten. Dabei wurde u.a. deutlich, wie eng unsere Füße mit dem Gehirn verbunden sind, dass Kindern, die motorische Schwierigkeiten hatten, auch das Lernen schwerer fiel, dass Kippeln mit dem Stuhl ein Hilferuf des Körpers ist, dass langes Sitzen kontraproduktiv ist, dass die Kinder in der Bewegung viel aufnahmefähiger sind und definitiv mehr Spaß am Lernen haben.
Aus Evolutionssicht ist der Mensch nicht zum täglichen 8-Stunden-Sitzen geschaffen, sondern zum Laufen. Indigene Völker und Kulturkreise mit einer hohen Analphabetismus-Rate haben früher ihr Wissen durch Erzählungen weitergegeben, nicht durch Bücher. Lernen durch Hören und die Bewegung dabei sind in unseren auf Verschriftlichung ausgelegten Kulturkreisen in Vergessenheit geraten. Das ist super schade, denn es würde nicht nur Kindern das Lernen so viel leichter machen. Eine GEHniale Idee sind die Walkshops, die Dr. Dr. Jörg Tremmel (Projekt Walk for the Future) ins Leben gerufen hat.
Walkshop – bewegte & bewegende Workshops
GEHEND Neues lernen, sich weiterbilden oder auch Wissen verfestigen, das ist das Konzept hinter den Walkshops – eine Wortkreation aus Workshop und Walken. Letztendlich ist es eine andere Bezeichnung für Audio-Guides, Hörbücher (die man beim SpazierenGEHEN hört) oder Hör-Kurse (wie es sie z.B. fürs Fremdsprachen Lernen gibt). Hier drei Tipps, mit denen du auf deinen eigenen Walkshop GEHEN kannst.
- Immer mehr Städte bieten sogenannte Audio-Walks an – oft per App, manchmal auch als Datei zum Herunterladen. Bei diesen geführten Hörspaziergängen läufst du eine ganz bestimmte Route ab, während dir eine Stimme durch deine Kopfhörer den Weg weist und eine Geschichte dazu erzählt. Die Humboldt-Universität zu Berlin hat z.B. einen Audio-Walk für die deutsche Hauptstadt.
- Deutschlandfunk Kultur bietet ortsspezifische Hörspiele für Selbstläufer:innen schon seit 2010 an. »Radioortung« heißt die GPS-Handy-Hörspielreihe, bei der Hörspiel- und Theatermacher, Klang- und Performancekünstler eingeladen werden, ortsbezogene Radiostücke zugleich im öffentlichen wie im virtuellen Raum zu verwirklichen.
- Eine große Auswahl an Hör-Spaziergängen findest du auf der Plattform Guidemate. Hier gibt es touristische Stadtführungen, künstlerische Produktionen und Audiotouren – produziert von Schulen und Bildungseinrichtungen. Viele Touren, gerade in städtischen Gebieten, führen über gut begehbare Wege, sodass auch Menschen mit Gehbehinderungen oder Menschen im Rollstuhl daran teilhaben können.
Ich durfte im vergangenen Herbst (ganz genau heute vor einem Jahr am 1. November) einen Walkshop durch Rostock organisieren und begleiten, auch wenn wir unseren Nachhaltigkeits-Walk nicht so genannt haben. Sieben neue Mitarbeiter:innen (an verschiedenen Orten in MV) für den Bereich nachhaltiger Tourismus des Tourismusverbandes MV hatten ihren ersten Arbeitstag, an dem sie sich morgens in der Zentrale des TMV kennenlernten und ihren gemeinsamen Weg besprachen. Nachmittags sind wir auf einen von mir vorher geplanten Stadtrundgang gegangen, bei dem wir uns verschiedene Geschäfte, Lokale und Unternehmen, die sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben, angesehen und bei mehreren Stopps zwischendurch besser kennengelernt sowie über die zukünftige Zusammenarbeit, Werte und Ziele ausgetauscht haben.
Hast du eine Idee für einen Walkshop? Sprich mich an (Tel. 0170 5398 358) oder schreib mir (kontakt@dieschrittemacher.de) und ich unterstütze dich oder plane einen thematischen Workshop to Go für dich und dein Team. Auch ein TeamWalk mit teambildenden Maßnahmen kann die Form eines Wolkshops in der Stadt haben.

Werde Stadtforscher:in!
Neben den klassischen Stadtführungen, bei denen dir ein Guide die Stadt zeigt und erklärt, entweder allein, in kleiner oder großer Gruppe, kannst du auch – mit Hilfe eines Buches oder Postkarten oder Audio – auf eigene Faust losGEHEN. Hier bei mir in Rostock gibt es die Stadtforscher, ein Angebot von Abenteuer Stadtwelten.
Die Stadt-Forscher kombinieren Stadtführung und Schnitzeljagd auf einzigartige Weise. Mit ihrem Erlebnispaket lüftest du die Geheimnisse der Stadt, löst Rätsel zu Sehenswürdigkeiten und Begebenheiten und knobelst dich von Ort zu Ort. Dabei erlebst du Geschichte und Geschichten vor Ort und hautnah.
Geeignet für Stadt-Forscher, Abenteuerlustige und Erlebnissuchende. Für kleine und größere Gruppen, für Kinder, junge und junggebliebene Erwachsene. Einfach für alle, die gerne Städte (neu-)entdecken.
Ob Städtetour, Urban Hiking, Ausflug, Geburtstag, Betriebsfeier oder ein besonderer Anlass – der Stadt-Forscher bietet dir ein einmaliges, spannendes, abwechslungsreiches und individuelles Erlebnis, das sich natürlich auch gut verschenken lässt.
Mit der Inhaberin von Abenteuer Stadtwelten haben ich ein GEHspräch in der östlichen Altstadt von Rostock geführt, das demnächst (sobald mein eigener Podcast „Da GEHT (noch) was! am Start ist) als Podcast-Folge erscheint. Wenn dem so ist, werde ich die Folge hier auch verlinken.

Schwierige Wege führen oft an schöne Orte…
… so kommt es mir jedenfalls des Öfteren vor. Insbesondere, wenn wir im Urlaub in einer fremden Stadt nicht so genau wissen, wo es lang geht und die Teenager Kinder nicht verstehen, warum wir das denn nicht wissen und genervt sind, wenn wir ständig anhalten und uns orientieren… Um dann doch positiv überrascht zu sein von dem Ort, an dem wir raus- bzw. angekommen sind.
Schwierige Wege führen oft an schöne Orte – damit könnten auch die mühseligen Aufstiege zu Kirchen (die oft erhöht liegen) oder zu Aussichtsplattformen, -türmen oder Hügeln gemeint sein, von denen man eine grandiose Aussicht hat und plötzlich ganz anders auf die Stadt, die eigenen Probleme oder die Dinge an sich schaut.
Schwierige Wege führen oft an schöne Orte – das kann im übertragenen Sinn auch bedeuten, dass wir ab und zu steinigere Lebenswege GEHEN (müssen), um nach dem beschrittenen Weg zu erkennen, wofür es gut war und an welch schönem Ort wir angekommen sind bzw. welche Erkenntnis, welchen Erfolg wir ge(h)wonnen haben.
Stimmt der Weg noch, auf dem du gerade GEHST?
Ist dein Team noch auf dem richtigen bzw. auf einem gemeinsamen Weg unterwegs?
Oder weißt du gar nicht so recht, welchen Weg du in die Zukunft GEHEN sollst?
Für alle drei Eventualitäten bin ich gern deine WEGbegleiterin und GEHsprächspartnerin.
Lass uns bei einem BrainWalking oder bei deinem exklusiven Vision Walk herausfinden, ob du noch auf dem richtigen Weg bist oder wohin er dich führen kann. Beim TeamWalking nehmen wir deine Kolleg:innen mit und schauen, wie wir euren Teamgedanken stärken und wieder in Gang bringen.
All diese Walks können wir sowohl in der Natur, im Wald oder am Wasser, als auch in der Stadt unternehmen. Oft sage ich zu meinen Kund:innen, dass sich ein Stadt-Walking besonders dann gut eignet, wenn ihr neue Ideen benötigt, wenn das Brainstorming im Konferenzraum nicht so ergiebig war, wenn ihr einen anderen Blickwinkel, eine neue Perspektive braucht.
Wenn du ein paar Tipps beachtest, macht GEHEN in der Stadt noch kreativer als GEHEN am Wasser oder im Wald. Diese Tipps sind z.B.
unbekannte Wege gehen, in Hinterhöfe schauen, Straßenschilder, Graffiti und Namen aufnehmen/nutzen, Gesprächsfetzen von Vorbeigehenden aufgreifen/weiterverarbeiten, wie eine Touristin durch die eigene Stadt GEHEN, sich in ein Café oder auf eine Parkbank setzen und das Stadtleben einfach beobachten…
Bist du ein Stadtmensch?
Kannst du dir Wandern in der Stadt vorstellen oder hast es vielleicht schon mal gemacht?
Hast du eine Lieblingsstadt oder einen Lieblingsort in einer/deiner Stadt?
Gern zeige ich dir bei einem GEHspräch meine Heimatstadt Rostock, GEHE mit dir auf einen BrainWalk (vielleicht auch um auf Ideen für passende Weihnachtsgeschenke für deine Lieben zu kommen) oder auf einen VisionWalk, um deine SCHRITTE und Ziele für 2023 abzustecken.
Ich freue mich auf deinen Kommentar und/oder eine Nachricht von dir.
Bleib GEHsund. Liebe Grüße, Annett